Freitag, 20. November 2015

Solidaritätsbekenntnis auf Social Media - Ethische Image Werbung oder wahrhaftige Solidarität?

Trauer in Zeichnungen ausgedrückt nach den Anschlägen in Paris (Bildquelle: Le Monde)

Ein Thema, das nach den Terroranschlägen in Paris vom vergangenen Freitag aktueller ist denn je. Social Media wird zum Ort der öffentlichen Anteilnahme. Tausende von Social Media Nutzern teilen öffentlich ihre Bestürzung über die Terroranschläge in Paris. Die digitale Trauerphase ist innerhalb kurzer Zeit entfacht.


Innerhalb kurzer Zeit wird die weltweit über Social Media Networks wie Facebook und Twitter verbreitete Zeichnung «Pray for Paris»  des französischen Künstlers, Jean Julien, zum Symbol öffentlicher Anteilnahme an die Opfer in Paris.
Pray for Paris (Bildquelle: Screenshot Facebook)

Facebook Gründer, Mark Zuckerberg, macht die digitale Trauerphase gleich selber vor, indem er sein lachendes Profilbild mit der Tricolore der französischen Flagge hinterlegt. Innerhalb kurzer Zeit werden unzählige Facebook-Profilbilder mit der französischen Flagge hinterlegt.
Facebook Profilbilder mit französischer Flagge (Bildquelle: Screenshot Facebook)

Doch dies ist nicht alles, das Unternehmen Facebook aktiviert ihre Funktion «Safety Check». Eine Funktion, die Personen, die sich zum Zeitpunkt der Anschläge in Paris befanden, ermöglichten, ihren Freunden und Angehörigen mitzuteilen, dass sie sich in Sicherheit befinden. Auch Twitter ermöglichte dies über die Funktion #ParisSafe. Ein nützlicher Dienst, der unzählige von besorgten Angehörigen über das Wohlauf ihrer Freunde benachrichtigte.

Nichtdestotrotz stossen diese Methoden öffentlicher Trauerbekenntnis, wie es bei den aktuellen Terrorereignissen in Paris zu erleben war, auch auf Kritik.

Der Tagesanzeiger Journalist, Martin Stuzenegger, macht in seinem Artikel «MC Trauer» vom 17. November 2015 aufmerksam auf die umstrittenen Methoden der Trauerbekenntnis und Solidarität über Social Media in Krisenzeiten. Er zeigt in seinem Artikel auf, wie Unternehmen das Bedürfnis der Bevölkerung, ihre Emotionen öffentlich zu teilen, für unternehmerische Zwecke (aus)nutzen. Es stellt sich vorallem die Frage, ob dies lediglich zur Aufbesserung des eigenen ethischen Images dient oder ob sich dahinter wahrhaftige Solidaritätsbekundung versteckt. Dass Facebook die Funktion des «Safety Check» vor den Terroranschlägen in Paris nur für Naturkatastrophen eingesetzt hatte, nicht aber beispielsweise bei den Anschlägen in Beirut, warf im Netz viele Fragen auf. Facebook erweckte den Anschein, dass  die Opfer in Paris mehr Wert waren, als beispielsweise die vielen Opfer im syrischen Krieg. Zuckerberg entgegnete diesem Kritikpunkt mit der Ankündigung, dass der «Safety Check» in Zukunft vermehrt eingesetzt werden soll und eben nicht nur für Naturkatastrophen.

Martin Stuzenegger deutet in seinem Artikel auf weitere Beispiele von Unternehmen hin, die ihre digitale Anteilnahme für Paris bekennen, nämlich MSN, Watson, Airbnb, YouTube, Amazon und noch viele mehr. Er betont, dass immer mehr Internetnutzer das Bedürfnis haben, ihre Emotionen öffentlich zu teilen. Neben dem prominenten Beispiel Facebook hätten noch viele andere Unternehmen dies erkannt und ihr Geschäftsmodell entsprechend angepasst. So u.a. Airbnb mit ihrer «Katastrophenhilfe-Seite». Sie ermöglichen den Gastgebern von Unterkünften in Krisengebieten, ihre Unterkunft kostenlos denjenigen Menschen anzubieten, die sich gerade in einer Notlage befinden. Dadurch erhöht sich das Angebot an Unterkünften und Menschen in Krisengebieten finden so rasch und unkompliziert eine Unterkunft. D.h. das Geschäftsmodell funktioniert, indem Airbnb während Krisenzeiten sämtliche Servicegebühren erlässt. Nur kurz nach den Attacken in Paris unterstützen sie so zahlreiche Angehörige von Opfern, schnell und einfach eine Unterkunft in Paris zu finden.

Es wirft jetzt vielleicht bei manch einem die Frage auf, ob es sich bei den aufgezeigten Handlungen lediglich um eine ethische Imageaufwertung seitens der Unternehmungen handelt oder ob dahinter  wirklich wahrhaftige Solidaritätsbekenntnis steckt.

Unserer Meinung nach hat sich durch den Terroranschlag wieder einmal gezeigt, dass für unsere Gesellschaft Social Media immer wie wichtiger wird. Einerseits gibt es sicher Personen, die ihre ehrliche Anteilnahme zeigen und vielleicht auch selbst davon betroffen sind. Andererseits gibt es aber immer wieder solche, die sich mit der Anteilnahme oder mit der Kritik an Frankreichs Anteilnahme nur profilieren möchten. Nicht nur Personen, auch Facebook (als Paradebeispiel) und andere grosse Unternehmungen haben diesen Anschlag genutzt, um ihr Image aufzuwerten. Mit der Aktivierung des «Safety Check» hat Mark Zuckerberg darauf erstaunlich schnell reagiert. Rein marketingtechnisch ein genialer Schachzug von Facebook. Denn Personen, die sich mittels «Safety Check» als in Sicherheit markiert haben, dachten direkt an Facebook, was einen hohen ungestützten Bekanntheitsgrad der Marke Facebook belegt. Schlussendlich stellt sich die Frage, ob Facebook wirklich den Leuten helfen wollte oder ob ihnen bewusst war, dass der Terroranschlag in Frankreich ein solch grosses Involvement der Gesellschaft auslösen würde (analog Charlie Hebdo mit  «Je suis Charlie»)? Nichtsdestotrotz hat Facebook damit den Anschein erweckt, dass andere Opfer bisher unwichtiger waren, als die Opfer in Paris. Weshalb hat man in Beirut nicht auf dieselbe Art reagiert? Der Internetzugang wäre dort genau so gewährleistet gewesen, wie in Frankreich. Demgegenüber muss aber erwähnt werden, ob in diesem Moment nicht doch die Tatsache, dass Facebook mit der Aktivierung des «Safety Check» unzähligen von Personen in Paris geholfen hat, ihre beunruhigten Freunde oder Angehörige über ihr Wohlauf zu informieren, von grösserer Bedeutung war, als die Hintergedanken des Unternehmens zu hinterfragen? Schliesslich kam dabei niemand zu Schaden und Facebook möchte zukünftig diese Funktion für alle Krisensituationen einführen, wovon die ganze Gesellschaft profitieren kann.

Was war also falsch daran? Wurde Facebook wegen der Aktivierung des «Safety Check» zu Unrecht kritisiert? Und wieso geriet nur Facebook in Kritik? Wir sind gespannt auf eure Meinung...


Sonntag, 8. November 2015

"People talking to each other, it just happens to be online!"

Mit dieser Definition über Social Media hat der Gastreferent, Mike Schwede, das zweite spannende Thema in der 2. Vorlesung bei Bruno Bucher in Digital Marketing eingeführt, nämlich Social Media.

„Social Media beschreibt die interaktiven Möglichkeiten und Plattformen im Rahmen des Web 2.0, die eine Vernetzung sowie eine gemeinsame Gestaltung und einen Austausch von digitalen Medieninhalten ermöglichen.“ (Esch, 2014). 

Was versteht man beispielsweise unter dem Begriff „Crowd Sourcing“? Für uns war dieser Begriff bisher unbekannt und deshalb möchten wir in diesem Beitrag speziell auf das „Crowd Sourcing“ eingehen und unsere gewonnenen, neuen und interessanten Erkenntnisse teilen.

Anstatt Interaktion zwischen den Kunden, kann im Rahmen des Social Media ebenfalls die Interaktion zwischen Kunden und Unternehmen stattfinden. Social Media Aktivitäten rücken vermehrt in den Fokus vieler Unternehmen. Und dies nicht ohne Grund, denn:

  • soziale Netzwerke und Blogs spielen mit einer Reichweite von 63% eine enorme Bedeutung (Nielsen Wire, 2010);
  • mindestens 78 % der Internetnutzer sind in mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet und
  • 67 % sind dabei aktive Nutzer einer solchen Plattform (Bitkom, 2013)
Social Media hat den Unternehmen neue Chancen eröffnet, ihre Kommunikationsaufgaben zu gestalten. Firmenblogs, soziale Netzwerke wie Facebook ermöglichen Unternehmen, von der Interaktion mit ihren Konsumenten zu profitieren. Und hier liegt auch der Ausgangspunkt vom „Crowd Sourcing“. Denn was bedeutet eigentlich der Begriff „Crowd Sourcing“? Der Begriff stammt von Jeff Howe und kombiniert die Begriffe Crowd (Menschen, bzw. Menge im Sinne von Internetnutzern) und Outsourcing (Auslagerung der Unternehmenstätigkeit) (Esch, 2014).

Wieso nicht die Kunden direkt in den eigenen Innovationsprozess miteinbeziehen? Unternehmen können diese Interaktion mit ihren Kunden zu ihrem Erfolg nutzen. „Crowd Sourcing“ bietet ihnen die Möglichkeit, die kreativen Ideen der Konsumenten zu nutzen, um ihre Produkte innovativer zu gestalten. Bekanntes Beispiel für den erfolgreichen Miteinbezug der Konsumenten in den Produktentwicklungsprozess liefert MCDonald’s mit „My Burger“. MCDonald’s bietet seinen Kunden die Möglichkeit, eigene Burger selbst zu kreieren. Um das Ganze unterhaltsam und innovativ zu gestalten, findet ein Wettbewerb unter verschiedenen Kreationen statt. Die 5 besten Burger werden anschliessend auch in Restaurants serviert.

Bei unseren Recherchen über „Crowd Sourcing“ sind wir auf eine interessante Schweizer Plattform gestossen: Atizio - Ideen eingeben, Ideen beurteilen, Ideen umsetzen. Diese Plattform atizio.com vereint über 20'000 kreative User, auf die Unternehmen zugreifen können, um innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

Das „Crowd Sourcing“ von Atizio läuft wie folgt ab:

  • Ideen eingeben: in einer ersten Phase führen sie mit dem Unternehmen einen Workshop durch, in dem die Aufgabenstellung an die Community herausgearbeitet wird.
  • Ideen beurteilen: In einem zweiten Schritt wird die Community informiert und es wird der Zeitraum festgelegt, bis wann die Ideen einzugeben sind und eine Gesamtprämie wird ausgeschrieben
  • Ideen bewerten: In einem nächsten Schritt werden die besten Ideen herausgefiltert und allen Beteiligten präsentiert, welche anschliessend diese Ideen beurteilen.
  • Ideen umsetzen: Zum Schluss folgt die Auswahl, Planung und Umsetzung der einen oder zwei bevorzugten Ideen.
Auf Atizio sind vielfältige Projekte bekannter Schweizer Unternehmen wie beispielsweise PostFinance, Migros, Nestlé uvm. zu finden.

Ein aktuelles Projekt, das momentan läuft, ist folgendes Projekt von Nestlé Suisse S.A.:



Nestlé sucht bei diesem Projekt Ideen für einen Namen einer neuen Pasta-Linie. Bisher wurde von der Community 306 Ideen eingegeben. Das Projekt läuft noch bis Ende November 2015.

Unserer Meinung nach sollten Unternehmen vermehrt Kunden und Konsumenten in ihren Produktentwicklungsprozess miteinbeziehen. Denn es ist erstaunlich, was für innovative und kreative Projekte durch „Crowd Sourcing“ entstehen können.

Um mehr über Atizio zu erfahren, schaut euch folgendes Video an: